Die Weltmeisterschaft 2008 ist beendet, der neue Weltmeister Ronnie O’Sullivan ist – nach einem wenig überzeugenden Sieg in einem ungleichen Finale über Ali Carter – gleichzeitig die neue Nummer 1 der offiziellen Weltrangliste und hat somit einmal mehr die „jungen Verfolger“ Stephen Maguire, Shaun Murphy und Mark Selby auf Distanz halten können. Der Abstand auf den nun Ranglistenzweiten Maguire beträgt satte 5625 Punkte.
Trotz des eher schwachen Niveaus im Finale, welches O’Sullivan mit einem deutlichen 18-8 für sich entscheiden konnte, war es eine hochklassige und unterhaltsame WM, welche nicht zuletzt dadurch einen besonderen, historischen Charakter verliehen bekam, dass mit O’Sullivan und Carter erstmals zwei Spielern innerhalb einer WM ein Maximum Break gelang. Sie hatte darüber hinaus bis zum finalen Frame offene und spannende Matches, stürzende Favoriten und überraschende Ergebnisse zu bieten. Erfreulich auch, dass eigentlich alle Teilnehmer mutiges, offensives Snooker boten.
Zudem gab es mit Liang Wenbo einen Qualifikanten, der sich mit erfrischendem Spiel bis ins Viertelfinale vorkämpfen konnte, und mit Stephen Hendry und Mark Williams zwei „alte Recken“, deren Leistungen so wohl keiner auf dem Zettel hatte. Auch das tragische Element durfte nicht fehlen, zu nennen wären hier der Absturz von Ken Doherty, die dramatische Niederlage nach großem Kampf von Altmeister Steve Davis und der wackere Graeme Dott.
Man muss sicherlich nicht darüber diskutieren, dass Ronnie O’Sullivan seinen dritten WM-Titel zu Recht erreichte: Er gewann seine fünf Begegnungen allesamt deutlich, wenn auch nicht immer mit dem „erhabenen“ Snooker, welches die BBC ihm in der zweiten Session gegen Hendry attestierte. Aber O’Sullivan gab insgesamt in dieser WM lediglich 33 Frames ab; lediglich Carter gelang es, „The Rocket“ mehr als sieben Frames abzunehmen. In nur 3 Finals der letzten 15 Jahre gelang es dem Weltmeister, seinen Gegner „einstellig“ zu schlagen – zweimal hieß der Weltmeister O’Sullivan. Überhaupt: O’Sullivan war in drei WM-Finals, die er erreichte, nie der Unterlegene.
Ronnie wäre nicht Ronnie, hätte er nicht im Interview nach dem Spiel noch eine Überraschung parat: Zum einen äußerte er die Hoffnung, zukünftig noch weitere WM-Titel sammeln zu können, zum anderen orakelte er, es sei möglicherweise an der Zeit, eine Pause einzulegen …