Die Qualifikation zur UK Championship, dem letzten Turnier vor der zweiten “Neuordnung” der Weltrangliste, läuft, die Players Tour Championship steht vor ihren Finals — Zeit für einen Blick auf die “Gesichter” der ersten Saisonhälfte. Welche Spieler sind bislang (positiv oder negativ) besonders aufgefallen?
Drei Aufsteiger
- Mark Williams: Die “Welsh potting machine” läuft endgültig wieder rund, sowohl auf der Main Tour als auch auf der PTC. Mit einer Mischung aus alter Klasse, neuer Gelassenheit und sichtbarer Freude am Spiel ist Williams zurück in der Weltspitze.
- Martin Gould: Der ehemalige Teilzeitcroupier hat nicht zuletzt durch gute Ergebnisse auf der PTC Konstanz in Spiel und Punktesammeln gebracht, angespornt durch sein überzeugendes Abschneiden bei der WM 2010.
- Anthony McGill: Wer? Der schottische Jungprofi (19) schlägt sich in seiner ersten Saison auf der Tour sehr respektabel — durch solides Punkten, vor allem auf der PTC, steht er nach dem 2. Cutoff bereits auf Platz 61 des Rankings.
Die PTC
Überhaupt, die PTC-Wertungen schlagen bisher recht kräftig zu Buche — das dürfte sich bereits im Verlauf der hoch bepunkteten UK Championship im tagesaktuellen Ranking relativieren. Tatsache ist, dass die Spitzenspieler mit Ausnahme von Mark Selby, dem fleissigsten Punktehamster der PTC, und Shaun Murphy, die PTC eher wenig hoch einstufen und sich eher auf die “klassischen” Turniere konzentrieren wollen. So bietet die PTC Jungprofis und Spielern aus dem “Niemandsland” der Rangliste die Gelegenheit, nebenbei ein paar Punkte zu sammeln — man frage nur mal Marcus Campbell, Barry Pinches oder Jack Lisowski. Fest steht aber auch, dass man rein über die PTC-Punkte nicht weit kommen wird.
Die Nummer eins
Neue Nummer 1 der Rangliste ist seit dem ersten Cutoff der amtierende Weltmeister Neil Robertson — sicherlich bedingt durch die Sperre gegen seinen Vorgänger John Higgins. Robertson unterstrich jedoch mit seinem Sieg bei den erstmals ausgetragenen World Open seine Ansprüche in der Weltspitze. Es war nicht so sehr der Sieg, sondern mehr die Form, die er dabei zeigte, die ihn zum “Spieler, den es zu schlagen gilt” machen. Robertson spielt offensiv mit zeitweise brutal sicheren Long pots, zeigt unbedingten Hunger zum Erfolg — allein seine gelegentliche “Schlafmützigkeit” (im wahrsten Sinne des Wortes) könnte ihm mittelfristig im Weg stehen.
Higgins hingegen feierte beim EPTC in Hamm ein eindrucksvolles Comeback und gewann gleich das erste Turnier nach seiner Sperre, stand zudem kurz danach in Prag im Finale, unterlag dort allerdings Michael Holt. Die Betrugsaffäre wird dem mehrfachen Weltmeister noch eine Weile nachhängen, in puncto Rangliste hat er sie jedoch noch vergleichsweise unbeschadet überstanden.
Gut, aber nicht gut genug
Eine etwas tragische Rolle spielt Reanne Evans. Mit einer Wildcard ausgestattet nimmt die 7fache Damen-Weltmeisterin in diesem Jahr als erste Frau an der Main Tour teil — bislang ohne zählbaren Erfolg. Auch auf der PTC konnte Evans keine Punkte einfahren, ein “Kunststück”, welches ansonsten nur Paul Davies gelang. Evans ist offensichtlich zu stark für die Damen-Tour, aber nicht stark genug, um bei den Herren mithalten zu können. Der sportliche Nutzen dieser Wildcard muss bezweifelt werden.
Ebenfalls etwas tragisch die Situation des “Ersatzmannes”. Liu Song bekam für die Dauer von Higgins’ Sperre eine “Wildcard auf Abruf”, schlug sich (speziell bei den World Open) achtbar — und muss nun zumindest bei den Turnieren der Main Tour wieder zusehen.