„Früher“ war die Snookerwelt überschaubar. Es gab in erster Linie „Spielertypen“: Steve Davis, den Taktiker. Stephen Hendry, den Long-Pot-Experten. Mark Williams, die „Potting Machine“. John Higgins galt als Expert in Sachen Breakbuilding, Graeme Dott als Meister der sagenumwobenen „Eichhörnchentaktik“, Peter Ebdon gab einfach nie auf und Ken Doherty war „Comeback Ken“. Ronnie O’Sullivan war (und ist) „der Durchgeknallte, der das schnellste Maximum abgeliefert hat“ und Stephen Lee der mit der sagenhaften Technik, der nie etwas Großes gewonnen hat. So einfach war das mal.
Eine Zeitlang konnte man den Eindruck haben, in der neuen Generation würden sich diese „Typen“ erneut zeigen. Shaun Murphys Ähnlichkeit mit Stephen Lee ist nicht wirklich auf die Statur begrenzt, Mark Selby hätte nicht nur in puncto Sympathie beim Publikum einen guten „next Ronnie“ abgegeben, Ryan Day hätte seinen Landsmann Williams als „Potting Machine“ beerben können, Ding Junhuis lange Pots erinnerten an Hendry und Mark Allen wäre eigentlich nur einen Friseurbesuch von Ebdons verbissener Kampfkraft entfernt. Mir scheint, es kommt anders.
Der Trend, das belegt diese Saison eindrucksvoll, geht zum Alleskönner. Shaun Murphy, in dieser Saison „Mr. Konstanz“, profitiert sicherlich von seiner beeindruckenden Cue Action, aber auch seine Long Pots sitzen, er liefert knackige Safeties und hat erst heute gegen Selby gezeigt, dass er aus verzwickten Situationen ein Break zu entwickeln vermag. Auch Ding Junhui hat bereits mit 19 gezeigt, dass er sowohl langwierige Taktikschlachten als auch Ronnie O’Sullivans rasantes Tempo mitzugehen vermag. Mark Selby hat sich im Laufe einer grandiosen Saison von einem guten Spieler mit unterhaltsamen Späßen und Zirkusstößen, die an Alex „Hurricane“ Higgins erinnerten, zu einem nahezu kompletten Allrounder entwickelt, der „plötzlich“ bei der UK Championship Ronnie O’Sullivan an seiner Achillesferse packte und ihn mit taktisch klugem Spiel zumindest an den Rande des Wahnsinns und einer Niederlage brachte.
Vielleicht ist deshalb – mit Ausnahme von O’Sullivan – diese Saison bislang so stark von relativ jungen Spielern bestimmt gewesen, vielleicht sieht es deshalb für „alte Recken“ wie Hendry, Dott, Doherty und Williams zusehends schlechter aus: Gut reicht nicht mehr. Man muss alles gut können, um an der Weltspitze mithalten zu können. Die entscheidende Nagelprobe, das Maß aller Snookerdinge steht in gut drei Wochen an …
Kommentare (Abonnieren)
Hier gebe ich Dir in Deiner Analyse vollkommen recht, daß die neue Snooker-Generation in die Fußstapfen der „Alten“ tritt. Nun aber mein kleines „Aber“. Sie spielen teilweise den perfekten Snooker, der aber nur erfolgsorientiert und damit ohne die Leidenschaft, die die „Alten“ ausgezeichnet hat, ist. Und dadurch könnte jeder austauschbar werden. Weiterhin happy potting
Die Leidenschaft, die Du vermisst, sehe ich durchaus. Ich sehe sie überdeutlich bei Mark Allen, dem sie allerdings generell als fehlende Contenance ausgelegt wird. Ich bin mir sicher, sie wird morgen in Bejing zwischen den Erzrivalen Maguire und Murphy zu sehen sein. Ich sehe sie auch bei Selby, glasklar stets in seiner Miene abzulesen.
Ich sehe sie kaum bei Ding – das aber hat mit Sicherheit kulturelle Hintergründe. Ich habe sie noch nicht wirklich bei Cope gesehen, nur selten bei Day und bei Robertson noch am ehesten in einer sehr unterhaltsamen Snookershow mit Doherty. (Wo war das noch? Malta Cup?)
Zwei der Alleskönner zeigt alles..
Das wahr ein Finale….