Auf Spiegel-Online war Snooker ja schon desöfteren Thema. Doch auch vor dem Print-Spiegel hat der Snookerboom nicht halt gemacht und dank der Öffnung der Spiegel-Archive kann man nun einige Perlen finden.
In einem Artikel aus der Februarausgabe 1989, mit dem Namen „Wichtiger als Sex“, geht es um Steve Davis.
Es ist ein “stilvolles Spiel”, sagt Steve Davis über seinen Sport, an dem vor allem Frauen Gefallen finden – vielleicht, meint der Weltmeister, “weil wir auf einem prachtvollen Möbelstück spielen und alles ein wenig theatralisch ist”. Auf jeden Fall, so sieht es der Satiriker Auberon Waugh, sei Snooker “der ideale Sport für ein faules Volk”.
Beizeiten für 1992, wenn in Europa die Handelsschranken fallen, soll Snooker auf dem Kontinent etabliert sein – so jedenfalls spekuliert Barry Hearn, der neben Steve Davis sieben weitere (der insgesamt 128) Profis unter Vertrag hat: “Es ist nur noch eine Frage der Zeit.”
Die Snooker-Übertragungen der BBC und der privaten ITV, die in Belgien empfangen werden, haben inzwischen auch Flamen und Wallonen zu Snooker-Fans bekehrt. Und nun, hofft Davis, “wird es von diesem Brückenkopf hinüberschwappen auch in die Bundesrepublik”.
Im letzten Jahr wurde bereits ein (von der britischen Versicherungsgesellschaft Norwich Union finanzierter) “European Grand Prix” ausgetragen, in Brüssel und Mailand, Madrid und Monte Carlo. 1989 ist auch ein Turnier in einer deutschen Stadt eingeplant.
Fünfzehn Jahre später heißt der Spiegel-Protagonist nicht mehr Steve Davis sondern Ronnie „The Rocket“ O’Sullivan. In „Das unglückliche Genie“ zeigt der Spiegel Höhen und Tiefen des Talents auf.
O’Sullivan macht nicht den Eindruck, dass er jemals über eine lange Zeit ausgeglichen sein könnte. Es gibt unzählige Geschichten über ihn: wie er einem Offiziellen kraftvoll zwischen die Beine greift, wie er einem Journalisten Eiswasser über den Kopf schüttet und eine Reporterin auffordert, ihm auf der Toilette ihren G-String zu zeigen. Wie er während der Irish Masters Haschkekse isst und nach dem Finalsieg positiv auf Cannabis getestet wird.
Irgendwann brauchte er schon morgens um neun einen Joint, um überhaupt funktionieren zu können. “Ich war glücklich, wenn ich mich miserabel gefühlt habe”, sagt O’Sullivan. “Dann hatte ich einen Grund, mich vollzudröhnen.”
In den vergangenen Jahren hat er viel unternommen, gegen seine selbstzerstörerische Sucht anzugehen: Psychotherapie, Hypnose, Entzug in einer Klinik, das Antidepressivum Prozac. Seinen Erfolgen, wie bei der Weltmeisterschaft im Mai 2001, als er das Turnier gewann, folgten nahezu zwangsläufig spektakuläre Abstürze.
Ende vergangenen Jahres war es wieder so weit. Diesmal fing die Snooker-Legende Ray Reardon, 72, den von Versagensängsten geplagten Champion auf. Vater O’Sullivan, der mit seinem Sohn in ständigem Kontakt steht, hatte Reardon im Januar aus dem Gefängnis angerufen: Ronnie, den Weinkrämpfe geplagt hatten, brauche “jemanden, der nach ihm schaut”. Der sechsfache Weltmeister erzählte dem Jungen, dass er als Bergmann verschüttet war und fast gestorben wäre, bevor er erfolgreich Snooker gespielt hat. Und er riet ihm, risikoärmer zu Werke zu gehen.
Drei Monate später wurde O’Sullivan erneut Weltmeister. Zur Siegerehrung erschien er mit einem Vampirgebiss im Mund – eine Andeutung auf Reardens Beinamen “Dracula”. Er hob den Pokal hoch und sagte unter Tränen: “Dad, der ist für dich!”
Und schließlich berichtete der Spiegel in Ausgabe 42/2006 auch über den Tod von Paul Hunter.
Weitere Berichte zu verschiedenen Billarddisziplinen findet man bei Spiegel Wissen unter den Suchwörtern Snooker und Billard.
Kommentare (Abonnieren)
Schöne Geschichten die Eric da ausgegraben hat, Kompliment.;-))
Das nenne ich genie und wahnsinn.
vielen dank, sehr interessant
guten abend ;)
weisst du, wieso die links – leider alle dieses beitrags – tot sind?
danke.
Hallo Tobo,
versuche es jetzt noch einmal, die URLs beim Spiegel sind leider wohl nicht so verlässlich wie erhofft.
vielen dank!
clean as a whistle!!!