Hier nun die Begegnungen der ersten Runde der “televised stage” der WM 2010 inklusive vorsichtigen Prognosen der möglichen Achtelfinalbegegnungen:
John Higgins – Barry Hawkins
Keine ganz simple Auslosung für den Titelverteidiger — zumindest auf dem Papier. Hawkins ist der höchstplatzierte Qualifikant, aber seine Saison war bestenfalls durchwachsen. Higgins hingegen spielt ein sehr konstantes Jahr.
Mark King – Steve Davis
King mit einer durchaus soliden Saison als Top 16-Spieler — er gab sich zumindest nicht die Blöße einer Erstrundenniederlage. Kann Davis sie ihm beibringen? Abgesehen von UK Championship und WM erreichte der “Nugget” keine Endrunde!
Achtelfinaltipp: Higgins – King
Neil Robertson – Fergal O’Brien
Robertson gewann nach schlechtem Start den Grand Prix, danach solide. O’Brien hingegen verschlief die erste Saisonhälfte komplett und stürzte im Provisional aus den Top 32. Der Australier hingegen steht derzeit auf Rang 4.
Marco Fu – Martin Gould
Fu spielte in dieser Saison nur in Asien stark — ausser in Shanghai und Beijing konnte er nicht punkten. Gegen Gould, der ebenfalls eine lausige Saison spielte, dürfte der Schwung, den sich Fu bei den China Open holte, aber wohl reichen.
Achtelfinaltipp: Robertson – Fu
Ali Carter – Jamie Cope
Carter patzte nur beim Grand Prix, ansonsten sehr konstant. Cope ebenso, aber ohne größere Erfolge. Allerdings ist er immer gefährlich und muss in Sheffield punkten, wenn er in die Top 16 will. Definitiv eines der Highlights in Runde 1.
Joe Perry – Michael Holt
Perry muss nach einer durchwachsenen Saison um seinen Platz in den Top 16 fürchten, kam aber zumindest zuletzt in China wieder etwas in Fahrt. Holt ebenfalls mit einer schwachen Runde und seit den WM-Qualifiers aus dem Spiel.
Achtelfinaltipp: Carter – Perry
Ding Junhui – Stuart Pettman
Klarer könnte es nicht sein: Pettman mit einer lausigen Runde, Ding ist der derzeit fleissigste Punktesammler der Saison. Sollte er die Finalniederlage abgeschüttelt und die Form gehalten haben, ist er in diesem Jahr Mitfavorit auf den Titel.
Shaun Murphy – Gerard Greene
Beide Spieler mit etwa gleich vielen Punkten 2009/10, dennoch muss man Murphy ein verlorenes und Greene ein passables Jahr bescheinigen. Sollte Murphy nicht in Sheffield plötzlich die Form finden, kann hier eine Überraschung passieren.
Achtelfinaltipp: Ding – Greene
Stephen Maguire – Stephen Lee
Maguire in diesem Jahr konstant, aber nie überragend. Anzeichen für eine Ausrichtung der Saison auf die WM? Lee, einer der Profis, die nur bei Shanghai Masters und UK Championship punkteten, dürfte den Schotten kaum aufhalten können.
Peter Ebdon – Graeme Dott
Neuauflage des Finales von 2006. Beide hoffen noch auf einen Platz in den ersten 16, beide sind verbissene Kämpfer. Ebdon in dieser Saison mal Hopp, mal Flop — Dott mit dem etwas ausgeglicheneren Jahr. Eines der engsten Duelle in Runde 1.
Achtelfinaltipp: Maguire – Dott
Mark Allen – Tom Ford
Top 16-Spieler Allen mit einer passablen Saison, zuletzt Halbfinalist in China. Qualifikant Ford nach ordentlichem Jahr mit aufsteigender Form, aber bei seiner ersten WM. Die Erfahrung lehrt, dass man dabei selten für Furore sorgt.
Ryan Day – Mark Davis
Davis ist die Überraschung der Saison. Zwar spielt auch er zum ersten Mal im Crucible, doch Gegner Day ist immer mal für ein überraschendes Aus gut. Normalerweise eine klare Sache, aber auch hier könnte es ein unerwartetes Ergebnis geben.
Achtelfinaltipp: Allen – Day
Mark Selby – Ken Doherty
Eine weitere spannende Paarung. Selby mit schwachem Start, seit der UK Championship verbessert. Doherty ist, vor allem dank eines furiosen Starts in die Saison, wohl zurück in den Top 32. Auch hier ist eine Überraschung durchaus möglich.
Stephen Hendry – Zhang Anda
Rekordchampion Hendry mit einem durchaus guten, vor allem konstanten Jahr. Der junge Tourneuling Zhang qualifizierte sich überraschend, aber mit Siegen über namhafte Gegner — und hat nichts zu verlieren. Kann er befreit aufpielen und für eine Überraschung sorgen?
Achtelfinaltipp: Selby – Hendry
Mark Williams – Marcus Campbell
Muss man Mark Williams nach einer starken Saison und dem Sieg in China zum Kreis der WM-Favoriten zählen? Wenn er die Form von Beijing hält, dann gewiss. Campbell dürfte trotz passablem Jahr kein Stolperstein für den zweimaligen Weltmeister sein.
Ronnie O’Sullivan – Liang Wenbo
Der Kracher der ersten Runde. O’Sullivan mit einem guten Jahr, doch patze er in China. Liang startete stark, konnte sich für sein zweites “Heimturnier” aber nicht qualifizieren. Hier kann alles passieren — ein offensives Match sollte gesichert sein.
Achtelfinaltipp: Williams – O’Sullivan
Wer sind die Titelfavoriten?
Higgins als Titelverteidiger wie auch Ronnie O’Sullivan (trotz oder gerade wegen der für ihn schwierigen Auslosung) muss man immer auf dem Zettel haben. Aufgrund des Saisonverlaufs und der aktuellen Form (die in Sheffield allerdings ganz schnell wieder verfliegen kann) sind Ding Junhui und Mark Williams sicherlich zum Favoritenkreis zu zählen. Als “überraschender Außenseiter” könnte Mark Allen in Frage kommen.
Kommentare (Abonnieren)
Ich persönlich würd Mark Allen nicht als “überraschenden Außenseiter” sehen, auch wenn er sicherlich nicht den selben Favoritenstatus wie Higgins oder O’Sullivan genießt. Dass Allen a) mit den ganz Großen mithalten kann und b) diese (ewig) langen Matches der WM bestreiten kann, hat er schon letztes Jahr demonstriert. Er schaffte es bis in Halbfinale, bezwang dazu O’Sullivan (man erinnere sich, dass manch so englische Presse damals mit Ausscheiden von Ronnie die WM als beendet verkündete..)
Denke gemeinsam mit Ding zählt Allen zu den “besonders jungen” Spielern, die gute Chancen auf den Titel hätten.
Ist natürlich schwer, bei der Hülle an Profis Favoriten zu bestimmen – im Grunde könnts jeder werden, das hat die Erfahrung schon gezeigt. Ich würds auch einem Stephen Hendry gönnen, der letztes Jahr es auch ins Halbfinale schaffte (und nun eine Exhibition absagte, um sich für die WM intensiver vorbereiten zu können).
Ich hatte schon vor Monaten ein Gefühl, dass das Finale Ding v Williams lauten könnte, warum nicht? Ding hat endlich zu sich selber gefunden und ist von den jüngeren Profis technisch mit Abstand der Beste. Williams ist nach und nach wieder der Alte geworden und nicht schlechter als O’Sullivan oder Higgins einzustufen, gerade auf die lange Distanz.
Außenseiterchancen würde ich weiterhin Selby und Robertson zugestehen, auf die lange Distanz ist Ihnen in Topform (die sie allerdings beide zuletzt nicht mehr hatten) alles zuzutrauen.
Ansonsten sehe ich keine ernsthaften Mitfavoriten. Der einzige Spieler, der wirklich gar nicht einzuschätzen ist, scheint Maguire zu sein. Seine Saison war beinahe auffällig ruhig. Aber bei ihm habe ich seit Jahren Gefühl, dass er nie Weltmeister wird.